Stadtorchester Solothurn Abonnementskonzert mit Evelyn Grandy im ausverkauften Konzertsaal

Helmuth Zipperlen

Wenn das Stadtorchester mit Werken von Mozart und Beethoven aufwartet und erst noch eine einheimische Solistin verpflichtet hat, ist ihm ein ausverkaufter Konzertsaal gewiss. Das Publikum wurde denn auch nicht enttäuscht. Unter der Leitung von George Vlaiculescu zeigte das Orchester eine ausgezeichnete Leistung, und die Solistin Evelyne Grandy bestach durch ihr einfühlsames Spiel am Flügel. Der Auftakt mit der Ouvertüre zur Oper «Titus» von Wolfgang Amadeus Mozart war klug gewählt, denn bereits hier zeichnet sich ab, was das künftige Werk Mozarts bestimmt. Der mit leiser Melancholie durchsetzten Leichtigkeit der Musik wurde das Orchester gerecht und Vlaiculescu verstand es, die Streicher und Bläser abwechselnd hervorstechen zu lassen.

Evelyne Grandys Virtuosität

Das Klavierkonzert «Jeunehomme» komponierte der 21-jährige Mozart für die damals in Salzburg weilende Pianistin Miss Jeunehomme. Obwohl Mozart von dieser Musikerin begeistert gewesen sein muss - sonst hätte er für sie nicht eines der herausragendsten Werke der Pianoliteratur geschrieben - ist über die Dame praktisch nichts bekannt. Mehr weiss man über die Gräfin Lützow, welcher Mozart dieses Klavierkonzert später widmete. Sie war eine ausgezeichnete Amateurmusikerin.

Im Konzertsaal interpretierte die Solothurnerin Evelyne Grandy dieses von Einstein als «Mozart's Eroica» bezeichnete Werk. Sie trat erstmals mit dem Stadtorchester auf, nachdem sie bisher mit dem Huttwiler Kammerorchester oder bei FragArt-Konzerten zu hören war. Ihre Freude war gross, als sie für diesen Auftritt angefragt wurde, gehört doch Mozart zu ihren bevorzugten Komponisten. Von der fast dazugehörenden leichten Nervosität vor dem Auftritt war nichts mehr zu spüren, als sie den Tasten die ersten Töne entlockte. Sie sorgte dafür, dass der von Mozart gewollte Dialog zwischen der Pianistin und dem Orchester in voller Schönheit zur Geltung kam. Einmal glitten ihre Finger in fast aufreizender Lässigkeit über die Klaviatur, dann wieder mit präziser, temporeicher Virtuosität. Gleich einem Rezitativ forderte sie das Orchester zu einer klangvollen Antwort auf.

Auf das klassische Rondo folgten vier Variationen über das Thema, welche facettenreich interpretiert wurden. Das Stadtorchester und Evelyne Grandy konnten den Beweis erbringen, dass dem jungen Mozart ein Werk gelungen ist, wie es in seiner Perfektion erst später bei Beethoven, in dessen 4. Klavierkonzert op. 48 wieder zu finden ist. Selbst Mozart hat wieder darauf zurückgegriffen, als er die Arie des Cherubin in «Die Hochzeit des Figaro» schrieb. Nach lang anhaltendem Applaus setzte sich Evelyne Grandy nochmals an den Flügel und schenkte dem Publikum Edvard Griegs «Traumgesicht» als Zugabe.

 

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