Musikalische Perlen im familiären Rahmen
Dachkammerkonzert in der Geigenbauschule
am. In der Geigenbauschule Brienz traten am Mittwochabend Noémie Rufer und Evelyne Grandy auf. Die beiden jungen Musikerinnen aus Solothurn boten ein erstklassiges Programm und dies erst noch im familiären und gemütlichen Rahmen.
Was die beiden jungen Musikerinnen aus Solothurn, Noémie Rufer, Violine, und Evelyne Grandy, Klavier, am Mittwochabend in der Geigenbauschule spielten, zeichnete sich durch ausgesprochene Musikalität und Präzision aus. Der erstklassige Musikgenuss verbunden mit der familiären und gemütlichen Atmosphäre im Dachstock der Geigenbauschule ergaben eine zauberhafte Stimmung. Insiderinnen dürfte es längst bekannt sein, dass ein Abend gerne zur musikalischen Perle wird, wenn die Geigenbauschule sozusagen zum Hauskonzert lädt. Passend zu dieser Atmosphäre servierten die Geigenbauer nach dem Konzert einen Glühwein in der grossen Küche neben dem Cheminéefeuer.
Schwelgende Romantik
Im musikalischen Teil dominierten vorab romantische Klänge. Schwelgend ging es natürlich bei den vier romantischen Stücken op.75 von Antonin Dvorak zu und her. Die fliessenden Melodien breiteten sich sanft im Raum aus, schwollen zu einer üppigen Fülle an, bevor sie sich mitunter in einen feinen Hauch verwandelten. Ähnlich lieblich und versöhnlich tönte Ludwig van Beethovens Sontate No.5 op.24. Die «Frühlingssonate» passte zwar von der Jahreszeit nicht ganz zu diesem vorweihnächtlichen Abend, die zumeist ruhigen Melodien und weich perlenden Klänge nahmen jedoch die feierliche Stimmung bestens auf. Hier zeigte sich vor allem, wie perfekt und feinfühlig Rufer und Grandy ihr Zusammenspiel aufeinander abstimmten. Beide Musikerinnen, die eine 19-jährig, die andere 22-jährig, begannen im Alter von vier und fünf Jahren mit dem Geigen- beziehungsweise Klavierspiel. Beide sind für ihre musikalischen Leistungen bereits mehrfach ausgezeichnet worden.
Überraschendes von Prokofiev
Den Abschluss des ersten Programmteils bildeten die Zigeunerweisen op.20 von Pablo de Sarasate. Hier zeigten die Musikerinnen, dass sie sich im leichtbekömmlichen und beschwingten Musikstil ebenfalls zuhause fühlen. Leidend, schmeichelnd und dann wieder frech singend und tanzend, lag zwischendurch schon mal ein wehmütiger Schlenk auf der Violine drin oder irrwitzige Pizzicati, die mitten in gestrichene Läufe hineinplatzten. Mit Abstand den interessantesten Teil des Abends bildete die Sonate für Violine und Klavier Nr.2 von Sergej Prokofiev. Kantige, solide Klänge hatten die üppige Musik abgelöst, leicht versetzte Rythmen und ein Hauch von Schrägheit in den Melodien sorgten für viele unerwartete Wendungen. Kurze, herbe Sequenzen, die sich mit schnellen Läufen und grossen Intervall-Sprüngen abwechselten stoppten immer wieder in kurzen bockigen Atempausen und boten dem Zuhörer einen Genuss mit viel Überraschendem.