Stark zu spürende Singfreude und harmonisches Tastenspiel
Die Solothurner Vokalisten und die beiden Pianisten Evelyne Grandyund Adalbert Roetschi luden am Freitagabend zum Chorkonzert unter dem Motto «Liebesliedwalzer» nach Trimbach zum Konzert. Leider fanden nur wenige Zuschauer den Weg in den mit liebevollen Details geschmückten Mühlemattsaal. Dabei versprach das Programm einen abwechslungsreichen und spannenden Konzertabend.
Als Einstieg wählte Chorleiter Patrick Oetterli mit «A welcome Ode» des 1945 geborenen englischen Komponisten Edward Gregson ein eher schwieriges Stück der Chorliteratur. Vor allem der A-Capella-Teil in der Mitte des Stücks ist mit seinen aufeinanderfolgenden dissonanten Akkorden sehr anspruchsvoll. Dementsprechend atmete Oetterli dann nach der gelungenen Interpretation erleichtert auf. Im Zentrum des Programms standen dann die beiden Liederzyklen Liebesliedwalzer op. 52 und neue Liebesliedwalzer op. 65 von Johannes Brahms. Da Brahms keine weiterführende Bildung genoss, steht bei den Texten zu seinen Liedern nie der literarische Anspruch im Vordergrund. Vielmehr verarbeitete er Texte, welche für ihn häufig auch autobiografischen Charakter besassen. Die Stücke op. 52 sind dabei achtzehn Erklärungen im ¾ Takt des Komponisten an die Liebe.
Musikalische Höhepunkte
Ganz stark präsentierte sich der Chor bei der Darbietung der Lieder sowohl in der Aussprache wie auch vor allem bei dynamisch differenzierten und vierstimmigen Liedern. Bei einstimmigen Stücken ging die Singfreude, die sonst stark zu spüren war, manchmal etwas verloren. Solche Momente waren allerdings sehr selten. Vor allem die Lieder «Ein kleiner hübscher Vogel» und «Nein, es ist nicht auszukommen mit den Leuten» wurden zu musikalischen Höhepunkten.
Einen soliden Untergrund lieferten dafür natürlich auch die beiden Pianisten, welche mit ihrem vierhändigen Spiel für diese Werke zwar eher in den Hintergrund gerückt wurden, aber doch ihren Teil dazu beitrugen und mit dem Chor sehr gut harmonierten. Sie konnten dann nach einer kurzen Pause bei der Fantasie f-Moll op. posth. 103 für Klavier vierhändig von Franz Schubert ihr Können am Instrument unter Beweis stellen. EvelyneGrandyübernahm dabei die untere Stimme, ihr ehemaliger Lehrer Adalbert Roetschi die obere. Technisch sehr versiert teilten die beiden die tiefe Trauer, die man von früheren Werken Schuberts so nicht kennt, mit den Zuhörerinnen und Zuhörern. Die Musik selbst vermag diese Gefühle, die Schubert in seinem Sterbejahr in der Musik ausdrückte, zu vermitteln, selbst wenn die ausführenden Musiker nicht allzu sehr in ihnen schwelgen und die Emotionen in ihrem Spiel spiegeln.
Der zweite Teil der Liebesliedwalzer op. 65 folgte schliesslich als abschliessender Zyklus. Anders als noch in den Liedern op. 52 sind die Texte von op. 65 nachdenklicher, erzählen von Enttäuschungen und Misstrauen, welche Brahms in Liebesdingen selbst auch erlebte. Vor allem das abschliessende Lied «Zum Schluss» nach einem Text von Johann Wolfgang von Goethe war dabei ein echter Höhepunkt des Konzerts.
Als Zugabe sangen die Solothurner Vokalisten noch einmal das Stück von Edward Gregson «A Welcome Ode», das zwar inhaltlich doch besser an den Beginn des Konzerts passte, von den Sängerinnen und Sänger, welche nach einem ganzen Konzert nun wirklich gut eingesungen waren, aber dieses Mal perfekt dargeboten wurde.
Die Vokalisten präsentierten sich besonders stark in der Aussprache und bei dynamisch differenzierten, vierstimmigen Liedern. hr. aeschbacher