"Grandiose" Musik
Kammerorchester Konzert mit Pianistin Evelyne Grandy
Geradezu beschwingt erlebten alle Zuhörenden den Auftritt von Pianistin Evelyne Grandy, die mit dem Solothurner Kammerorchester unter Urs Joseph Flury mit einer fein gewählten Programmfolge konzertierte.
Gundi Klemm
Das Klavierkonzert A-Dur KV 488 wird noch lange im Gedächtnis der Zuhörenden nachklingen, zumal Evelyne Grandy den stehend gespendeten stürmischen Beifall mit der nochmaligen Wiederholung des 3. Satzes verdankte. Die hochgewachsene 26-Jährige, die ihr gesamtes Konzert auswendig spielte, trat in einem tomatenroten Kleid auf, das den akustischen mit dem optischen Eindruck ergänzte. Mit feinfühliger Interpretation und ihrem perlenden Anschlag verlieh sie den Melodiebögen, die partienweise mit dem Orchesterklang verschmolzen, jenes individuelle mozartsche Kolorit, das Musikliebhaber in seiner Anmut immer so beglückt.
Verstärktes Orchester
Das 1786 geschriebene Konzert, in dem Flöten, Fagotte, die in Kompositionen dieser Zeit selten zu hörenden Klarinetten, Hörner und Streicher beteiligt sind, gefällt in seiner gelösten, heiteren Grundstimmung, die von wenigen dramatischen Partien kontrastiert wird. Der 2. Satz in fis-Moll und im tänzerischen Siciliano-6/8-Takt wirkt dennoch gedankenvoll und melancholisch. Das mit etlichen Kräften verstärkte Kammerorchester verlieh dem Auftritt in der Ensembleleistung birllanten Glanz.
Hätte man nicht gewusst, dass die von Evelyne Grandy solistisch gespielte Klaviersonate G-Dur Nr. 42 von Joseph Haydn stammt, man hätte sie innerlich eigentlich Mozart zugeordnet. Dies insbesondere wegen der feinsinnigen Leichtigkeit. Da die Gattung Klavierkonzert von Haydn trotz Themenreichtum im heutigen Konzertrepertoire häufig fehlt, bildete Grandys „grandios“ leichthändig gespielte Erinnerung einen besonderen Glückstreffer.
Mit seiner eingangs gebotenen Sinfonie Nr. 3 D-Dur von Franz Schubert spielte sich das durch Bläserstimmen erweiterte Kammerorchester in alle Herzen. Die damals neue romantische Prägung im Kompositionsstil des mit 31 Jahren 1828 in Wien verstorbenen Meisters arbeitete Orchesterleiter Urs Joseph Flury hörbar in ihrer stimmungsvollen, zum Teil lyrischen Vielfarbigkeit heraus. Auch die reizvolle und verschiedenartige rhythmische Durchpulsung wurde in den Sätzen wunderbar deutlich.
Instrumentalisierte „Habanera“
Mit der Aufführung der als Klavierstück 1885 geschriebenen und später instrumentierten „Habanera“ von Alexis Emanuel Chabrier erfüllte sich Orchesterleiter Joseph Flury einen lang gehegten Wunsch. Unter Habanera versteht man einen kubanischen Tanz in ruhiger Bewegung und geradem Takt, der in seiner Sinnlichkeit an den argentinischen Tango erinnert. Ein kleines Cello-Solo sorgte für sentimentale Tupfer – ohne dass in der Gesamtdarbietung wirkliche Heissblütigkeit spürbar war.